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Ein Leben für das Ehrenamt: Bernd Rendler wird 80
ZurückKürzlich feierte Bernd Rendler seinen 80. Geburtstag. Durch das Engagement mit seiner Frau Inge im Förderverein für krebskranke Kinder, in Politik und Sport hat er in seinem Leben viel für andere erreicht.
„Also wenn ich meine ehrenamtlichen Aktivitäten zusammenzähle, komme ich auf 83 Jahre und ich bin doch jetzt erst 80“, lacht Bernd Rendler. Ernst meint es der jahrzehntelange Vorsitzende des Fördervereins für krebskranke Kinder nicht, auch wenn er wohl recht hat. Der Jubilar legt kaum Wert auf die Anerkennung seiner ehrenamtlichen Leistung, aber nicht wenige Menschen, die ihn kennen, würden ihn angesichts seiner enormen Lebensleistung sicher ein paar Jahre älter schätzen. Doch der gebürtige Oberkircher kam am 6. Juli 1943 in der Renchtalmetropole auf die Welt und führte mit Abitur, Bundeswehr, Studium, Hochzeit und Beginn seiner pädagogischen Tätigkeit an der Grund- und Hauptschule Oberkirch ein alltägliches Leben. Das änderte sich schlagartig, als 1985 bei der jüngsten der drei Töchter Leukämie diagnostiziert wurde.
Die Krebserkrankung seiner Tochter änderte für Bernd Rendler alles
Die Krankheit konnte geheilt werden, doch die negativen Erfahrungen, die Bernd und Inge Rendler als Begleitpersonen ihrer Tochter in der Freiburger Uni-Kinderklinik machen mussten, weckte die Wut auf die miserablen Gegebenheiten. So schloss sich das Ehepaar 1985 der Initiative „Förderverein krebskranke Kinder e.V. Freiburg“ an und sammelte bis heute Millionen Euro an Spendengeldern. Hartnäckig und manchmal mit Groll ob der fehlenden öffentlichen Unterstützung kämpften Bernd und Inge Rendler für das erste Elternhaus.
Träger des Bundesverdienstkreuzes blickt nicht nur mit Freude zurück
Vor wenigen Wochen wurde nun das dritte seiner Art in Freiburg eingeweiht. Rund 14,5 Millionen Euro mussten allein für den Bau an Spenden aufgebracht werden, hinzu kommen laufende Kosten von 70.000 Euro pro Monat etwa für Personal und für immer wieder neue medizinische Geräte für die kleinen Patienten, für welche Land und Bund keine Mittel zur Verfügung stellen. 38 Jahre war Rendler verantwortlich im Vorstand des Fördervereins. Trotz aller Erfolge, die er mit seiner Frau für die kranken Kinder und ihre Familien erreichen konnte, schwingt in seinem Rückblick nicht immer Freude mit. Mit gemischten Gefühlen betrachtet er die vielen Auszeichnungen im Haus, die bis zum Bundesverdienstkreuz reichen. Das bedeutet ihm nicht mehr wirklich etwas. Denn der Staat, dessen Aufgabe es eigentlich sei, günstige Rahmenbedingungen zu schaffen, lehrte ihn, „dass ich es selbst machen muss, wenn ich etwas verändern möchte.“ Statt von seinen Verdiensten zu reden, erinnert er daran, dass der Förderverein durch die Landesregierung „im Regen stehen gelassen wurde“.
Über Kretschmann ärgert er sich noch immer
40.000 Euro für Corona- Tests, damit die Eltern ihre kranken Kinder besuchen konnten, musste der Förderverein selbst stemmen, „während jeder, der in einer Würstlebude Tests anbot, sich damit eine goldene Nase verdient hat“. Er macht auch aus seinem Ärger keinen Hehl, dass Ministerpräsident Kretschmann selbst nach Monaten bis heute nicht auf ein persönliches Schreiben reagiert hat. Dass es anders geht, zeigt Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn. Er lud alle Vorstandsmitglieder zum Eintrag ins Goldene Buch der Stadt ein: „Das hat mich sehr gefreut.“
Bernd Rendler nimmt sich trotz seines gigantischen Einsatzes, dem so viele Kinder und so viele Eltern so viel zu verdanken haben, dass eine Zeitungsseite dafür längst nicht ausreicht, nicht wichtig. Lieber erzählt er von Johannes Bitsch, der beim Neubau des Elternhauses „über drei Jahre eine wahnsinnige Arbeit geliefert hat“. Bitsch übernahm die Bauleitung und fuhr allein dafür rund 130.000 Kilometer unentgeltlich auf den Tacho seines Autos. Solche Beispiele sind es aber, welche dem heutigen Förderverein für krebskranke Kinder eine stabile Spendengrundlage ermöglichen, die sich seit Jahren durch Tausende treue Spender konstant hält. Die komplett ehrenamtliche Leistung garantiere, „dass, wenn ich 100 Euro gebe, auch genau 100 Euro dort ankommen. Und niemand kann sich sicher sein, dass er nicht einmal selbst darauf angewiesen ist“, so Bernd Rendler, der selbst keine einfache, aber trotzdem eine unbeschwerte Kindheit hatte. Nachdem die französischen Besatzungsmächte nach dem Zweiten Weltkrieg die elterliche Wohnung belegt hatten, musste er mit Mutter und Bruder unterm Dach leben und sah seinen aus französischer Gefangenschaft zurückgekehrten Vater erst mit vier Jahren. Ein Erlebnis, an das er sich bis heute erinnern kann, als wäre es gestern gewesen.
Beruflich fand der Jubilar als Pädagoge seine Erfüllung, wurde 1985 Konrektor der Johann-Wölfflin-Schule in Oberkirch, die er von 1988 bis 2007 leitete: „Ich habe meinen Beruf heiß und innig geliebt und hatte ein tolles und engagiertes Kollegium.“
Am Ende des Jahres gibt er Verantwortung im Förderverein ab
Bis Ende des Jahres möchten Inge und Bernd Rendler im Vorstand des Fördervereins, der aus sieben gleichberechtigten Personen besteht, aktiv bleiben. Dann aber soll es einen sauberen Schnitt geben, auch um Inge Rendler zu entlasten. Jahrelang war sie es, die als Verantwortliche des Sozialbereiches Einblick hatte in teils gravierende finanzielle Schwierigkeiten und die Geschichten hinter den Kindern kannte, die die Helfer ebenso emotional belasteten, gerade auch wenn ein kleiner Patient nicht mehr gerettet werden konnte.
Schulleiter, CDU-Stadtrat, Handballer: Bernd Rendler hat viele Talente
Sechs Enkel von drei Töchtern dürften weiterhin für Abwechslung im Leben der Rentner, die bislang „in Rente von der Rente waren“, sorgen. Ob Bernd Rendler dann mehr Zeit hat, einmal wieder die geliebten Handballspiele zu besuchen, weiß er nicht. Denn 1976 gründete er die Handballabteilung des TV Oberkirch. Mit ihm gelang der Aufstieg von der Kreisklasse D bis in die Oberliga. 24 Jahre war der Jubilar als Spieler, Trainer und Abteilungsleiter aktiv. „Fast 25 Jahre waren wir jedes Wochenende in der Halle“, eine Zeit, an die er gerne zurückdenkt. Ebenso leidenschaftlich engagierte er sich für die CDU 20 Jahre lang im Gemeinderat. „Das war eine sehr schöne Zeit. Es wurden zwar auch Argumente ausgetauscht, heftig diskutiert und gestritten, aber hinterher sind wir in den ‚Pfauen‘ und haben ein Bier miteinander getrunken. Denn es wird schwierig, wenn man nicht mehr miteinander redet.“
Ein großes Fest feierte die Familie Rendler bereits 2020 mit der goldenen Hochzeit. Nicht nur aus diesem Anlass betont Bernd Rendler, „was für ein Glückfall meine Frau war und ist“, die weit mehr tat, als ihm den Rücken frei zu halten. So bleibt zu hoffen, dass beide ihr gemeinsames Glück nun lange genießen können.
Text: www.bo.de