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Ein Wochenende auf Wortsuche…

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6. November 2021
TrauerWE_Gruppe
TrauerWE_Herzen
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Der Sommer hat sich langsam, still und heimlich dem Ende zugeneigt und der Herbst klopfte freundlich an die Türe. So wie der Herbst jedes Jahr wieder kommt, so fand nach einem Jahr coronabedingter Pause auch wieder unser gemeinsames Wochenende mit trauernden Jugendlichen/jungen Erwachsenen und uns, dem Team der Geschwisterspielstube „Regenbogen“, statt.

In diesem Jahr konnten wir unser bekanntes Haus in Achern am Bosenstein und den nahegelegenen Wald mit seiner vollen bunten Blätterpracht in schönem Sonnenlicht erleben und viele wärmende Sonnenstrahlen sammeln. Gerade wenn in dieser Jahreszeit es wieder früher dunkel wird und später am Tag heller, ist es besonders wichtig, sich einige Seelenwärmer in Form von Sonnenstrahlen, innerlicher Wärme, Lachen aus vollem Herzen heraus und stärkenden Worten zu bewahren. Gerade vielleicht auch dann, wenn an solchen trüben und dunkleren Tagen die Traurigkeit, die Zweifel und die Angst zu Besuch kommen.

Die kleine „Auszeit“ von allem und das Miteinander als Gruppe tun einfach gut. Man kennt sich mit der Zeit, das Vertrauen ist da und alle befinden sich in einer ähnlichen Situation. Die Trauer begleitet einen ein Leben lang, sie geht nie weg, man kann sie nur in sein Leben integrieren und da kann einem das Miteinander helfen. Die Themen Krankenhausaufenthalte, Krankheitsphasen, Abschiednehmen und Verlust sind allen vertraut. Dieses Wochenende ist so eine Art Kraftoase für jeden einzelnen. Hier kann man sich gegenseitig Halt, Kraft, Mut schenken und weiß, man ist nicht allein.                    

Genau so war es auch dieses Mal wieder bei uns. Ganz nach dem Motto „Alles darf sein, nichts muss“, gab es wie immer Raum für unterschiedliche Stimmungen und Gefühle, sowie viele tiefgreifende und intensive Gespräche. Jeder entscheidet für sich ganz persönlich im Moment, was er gerade braucht und nach was es ihm ist … frische Luft, Rückzug, Gemeinschaft und Austausch.

An diesem Wochenende drehte sich alles sowohl um die Sprachlosigkeit als auch um das Wort. Manchmal und ganz besonders dann, wenn man etwas sehr trauriges, traumatisches erlebt hat, können einem die Worte fehlen. Man findet einfach nicht die Worte, die das ausdrücken, was man erlebt hat, wie man sich gerade fühlt oder was man braucht. Man ist einfach wortlos. Gemeinsam begaben wir uns an diesem Wochenende auf Wortsuche. Bei unserer kleinen Nachtwanderung, bei der es um gegenseitige Achtsamkeit und das Nachspüren ging, holten wir die Sterne vom Himmel und ab und zu begegnete uns auf dem Weg ein kleines Wort mit großer Bedeutung: Hoffnung, Lichtblick, Wunschstern…

Am nächsten Morgen ging die Wortsuche direkt weiter, ob am Frühstückstisch mit Glücksmarmelade, Energietee und Genusslimos am Nachmittag oder mit vielen verschiedenen und bunten Wortkarten, die das widerspiegeln, was man fühlt, fühlen möchte oder auch erlebt hat. Es wurde kräftig geschnippelt, geklebt und geschrieben. Dabei entstanden die unterschiedlichsten Wort-Collagen. Nun war es aber auch an der Zeit für frische Luft und einem ganz besonderen Naturwalk: mitten im Wald begegneten wir den unterschiedlichsten Worten, wie der Kraft, der Liebe, dem Gespräch, der Heimat, der Geborgenheit, dem Vertrauen, der Erholung und der Erleichterung. Die Jackentaschen wurden dabei mit kleinen Schätzen gefüllt. Das bunte Häkelherz zum Beispiel kann einem vielleicht ein guter Seelentröster sein, der Kraftkeks bringt einem Mut und das Schmunzeln ins Gesicht und die Riesenseifenblasen erinnern an Leichtigkeit.

Zurück im Haus wurden Nägel, Hammer, ein Holzbrett und jede Menge bunter Fäden herausgeholt. Damit hat jeder sein ganz eigenes Lieblingswort / Herzenswort entstehen lassen und die Fäden wurden nur so gesponnen. Ein Netz aus Zusammenhalt ist entstanden.

 „Einfach mal auf andere Gedanken kommen, rumblödeln, lachen und etwas Unbeschwertheit spüren“ - dies gelang uns unter anderem durch einen Spieleabend.

Am Sonntag, an unserem Abreisetag gab es noch einen schönen und auch stillen Moment, indem jeder für sich und doch auch gemeinsam Lichterflaschen mit Worten gestaltet hat, die einem am Wochenende begegnet sind. Ein Licht kann einem in dunkleren Zeiten ein Begleiter sein und ein Stück des Weges erhellen.

Diese kleine „Auszeit“ war geprägt durch eine intensive Wortsuche, eine wunderschöne und berührende Atmosphäre, der Erkenntnis, dass man zum einen nicht immer Worte braucht, um sich auszudrücken und verstanden zu werden. Manchmal reicht ein Blickkontakt, ein Kopfnicken oder eine kleine Berührung aus, die zeigt, ich versteh dich, mir geht es auch so. Und zum anderen ist es auch wichtig, Dinge anzusprechen, auszusprechen, gefragt zu werden und Gefühlen einen Namen zu geben.

Wir freuen uns schon auf das nächste Mal!

Euer Team der Geschwisterspielstube

Freiburg, Oktober 2021