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Wenn das Schicksal zweimal zuschlägt
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Die Geschichte von Familie Unruh aus Fulda ist einfach tragisch, und gleichzeitig ist es auch die Geschichte einer unglaublich starken und positiven Familie. Wir freuen uns deshalb, dass wir sie hier erzählen dürfen.
Familie Unruh hat drei Kinder. Bei ihrem ältesten Sohn sahen die jungen Eltern sich schon im ersten Lebensjahr mit einer fürchterlichen Diagnose konfrontiert. Mike leidet an einem seltenen Gendefekt, der eine Knochenmarktransplantation unumgänglich werden ließ. In Kombination mit einer intensiven Chemotherapie ist das bis heute die einzige Möglichkeit, die Auswirkungen dieses Defektes wirksam zu bekämpfen.
So kam die Familie nach Freiburg und zog 2017 in unser Elternhaus neben der Kinderklinik. Frau Unruh, damals schwanger mit ihrer Tochter, hatte so die Möglichkeit, nah bei ihrem Sohn zu sein und konnte gemeinsam mit ihrem Mann die schwere und belastende Therapiezeit durchstehen. Nicht immer leicht, wenn einen von früh bis spät die Sorge um das eigene Kind quält.
„Die einfachen Fragen stürzten erstmal über uns herein“, erinnert sich Herr Unruh: „Woher bekommen wir ein Zimmer? Wo machen wir essen?“ Im Elternhaus fand die Familie die wichtige Ruhe und Hilfe. „Ich steckte damals mitten in meinem Schulabschluss und hatte Schwierigkeiten. Im Elternhaus hat mir einer der dort tätigen Rentner dann Nachhilfe gegeben, so dass ich den Abschluss geschafft habe!“, freut sich Herr Unruh immer noch.
Glücklicherweise überstand ihr Sohn die Behandlung und es geht ihm heute, bis auf einige Einschränkungen, gut. Natürlich war die Freude groß, als dann Tochter Ina zur Welt kam und die Ärzte Familie Unruh verkünden konnten, dass sie nicht von dem erblichen Gendefekt betroffen sei.
Derweil gingen auch die Entwicklungen und Screening-Möglichkeiten in der Medizin weiter. „Man könnte fast sagen, dass Familie Unruh dazu beigetragen hat, dass alle Säuglinge in Deutschland heute auf diesen Gendefekt gescreent werden“, erzählt Frau Dr. Brigitte Strahm, leitende Oberärztin in der Freiburger Kinderklinik, bei einem Treffen mit Familie Unruh. Sie leitet unter anderem auch die Studien zu diesen Erkrankungen an der Kinderklinik in Freiburg.
Leider endete die Geschichte von Familie Unruh, dem Elternhaus und der Uniklinik nicht an diesem Punkt, so wie alle es sich erhofft hatten. Bei ihrem dritten Kind nämlich schlug das Schicksal wieder zu. Schon an Leas erstem Lebenstag wurde klar: Sie ist betroffen!
„Es ging also wieder los, nur diesmal viel früher!“, erzählt Herr Unruh. Schon in der ersten Lebenswoche erhielt Lea die Chemotherapie und es wurde nach einem Knochenmarkspender gesucht. „Die frühe Erkennung und Behandlung steigern die Heilungschancen.“ Davon ist Dr. Brigitte Strahm überzeugt.
Das Bemerkenswerteste an dieser Geschichte sind die Ruhe und Stärke, mit welcher Familie Unruh nun schon zum zweiten Mal die Diagnose verkraftet. Unabhängig von der Angst und Sorge um das Kind, die niemals kleiner werden, hat sich ihre Situation seither nochmal verkompliziert, denn die beiden Geschwisterchen müssen ja auch versorgt werden. „Mike braucht vor allem die Routine“, erzählt Herr Unruh. Es sei wichtig für ihn, klare Strukturen und Abläufe im Alltag zu haben, sonst werde er auffällig und täte sich schwer. Das Leben im Elternhaus ermöglicht der Familie einen solchen Alltag, denn die Geschwisterspielstube kann die besondere Betreuung leisten.
„Ohne den Förderverein für krebskranke Kinder wäre das alles hier gar nicht möglich.“ Da sind sich Familie Unruh und Dr. Brigitte Strahm einig.